Ethereum (ETH), ein Vorreiter im dezentralen Finanzökosystem (DeFi), erlebt derzeit einen bemerkenswerten Anstieg seiner Staking-Aktivitäten. Das sogenannte Abstecken ermöglicht es den Inhabern von Ethereum-Token, ihre Vermögenswerte zu „sperren“ und so das Netzwerk bei verschiedenen Vorgängen, wie der Blockvalidierung, zu unterstützen. Dies verspricht den Stakern Belohnungen, hat aber auch zu Bedenken bei Experten von JPMorgan geführt, die die zunehmende Zentralisierung von Ethereum und ihre möglichen Auswirkungen beobachten.
Das JPMorgan-Analystenteam unter der Leitung von Nikolaos Panigirtzoglou weist auf den unbeabsichtigten Anstieg der Netzwerkzentralisierung bei Ethereum hin, insbesondere nach den Merge- und Shanghai-Upgrades. Sie stellen fest, dass das Netzwerk „zentralisierter wurde, da die Gesamtauszahlungsrendite zurückging“. Eine mögliche Ursache für diese Zentralisierung sind Anbieter von liquiden Einsätzen, wobei Lido als ein dominanter Akteur identifiziert wurde. Laut dem Bericht von JPMorgan kontrollieren die Top 5 der Anbieter von liquiden Einsätzen mehr als 50 % des Ethereum-Einsatzes, wobei Lido allein fast ein Drittel ausmacht.
Die Analysten stellen fest, dass Plattformen wie Lido zwar ihren dezentralen Charakter behalten, aber dennoch einen hohen Grad an Zentralisierung aufweisen. Dies birgt Risiken, da eine konzentrierte Anzahl von Liquiditätsanbietern oder Knotenbetreibern die Integrität des Netzwerks gefährden und potenziell zu Fehlern, Angriffen oder Verschwörungen führen könnte. Dies könnte letztendlich zu einem Oligopol führen und die Interessen der Ethereum-Gemeinschaft untergraben.
Ein weiteres Risiko, das mit dem Abstecken verbunden ist, ist die drohende Gefahr der „Wiederverpfändung“. Dabei werden abgesteckte Vermögenswerte als Sicherheit auf verschiedenen DeFi-Plattformen genutzt. Eine solche Wiederverpfändung könnte zu einer Kaskade von Liquidationen führen, wenn ein eingesetzter Vermögenswert aufgrund eines Angriffs, eines Protokollfehlers oder eines Hacks stark an Wert verliert oder verkürzt wird.
Darüber hinaus weisen die Analysten darauf hin, dass die Absteckprämien bei Ethereum rückläufig sind. Vor der Shanghai-Hochstufung lag die gesamte Einsatzrendite bei 7,3 %, ist aber nun auf etwa 5,5 % gesunken.
Trotz dieser Bedenken zeigt Ethereum in den letzten 24 Stunden einen leichten Aufwärtstrend von 1,5 %, wobei der Marktpreis zum Zeitpunkt des Schreibens bei 1.643 US-Dollar liegt und die Marktkapitalisierung etwa 9 Milliarden US-Dollar beträgt.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Zentralisierungsbedenken und die Auswirkungen des Absteckens auf die Ethereum-Community entwickeln werden. Es ist jedoch klar, dass die steigende Beteiligung am Staking für JPMorgan-Analysten Anlass zur Sorge gibt und darauf hinweist, dass regulatorische Maßnahmen und weitere Untersuchungen in Betracht gezogen werden sollten, um das Gleichgewicht zwischen Dezentralisierung und Effizienz im Ethereum-Netzwerk zu gewährleisten.