HONGKONG: Die nationale Sicherheitspolizei von Hongkong hat am Dienstag die Eltern und den Bruder des im Exil lebenden Aktivisten Nathan Law zum Verhör abgeführt, berichteten lokale Medien, eine Woche nachdem die Polizei einen Haftbefehl und ein Kopfgeld auf Laws Kopf ausgestellt hatte.

Lokale Medien berichteten unter Berufung auf ungenannte Quellen, Laws Verwandte seien zur Befragung aus ihren Häusern in Hongkong weggebracht und dann freigelassen worden.

Die Hongkonger Polizei teilte in einer Erklärung mit, dass sie „zwei Männer und eine Frau zu Ermittlungszwecken“ von der Insel Lantau mitgenommen habe, weil sie verdächtigt würden, von der Polizei gesuchte Personen bei Aktivitäten zu unterstützen, die die nationale Sicherheit gefährden.

Law lehnte eine Stellungnahme ab, als Reuters ihn kontaktierte.

Law gehört zu den acht im Ausland ansässigen Aktivisten, gegen die letzte Woche von der Hongkonger Polizei Haftbefehle wegen mutmaßlicher Verstöße gegen ein nationales Sicherheitsgesetz ausgestellt wurden, das China 2020 in Hongkong verhängt hat.

Dies war das erste Mal, dass Verwandte eines Aktivisten nach Erlass der Haftbefehle und eines Kopfgeldes von 1 Million HK$ (128.000 US-Dollar) für Informationen, die zu einer Verhaftung führten, befragt wurden.

Einige Menschenrechtsgruppen kritisierten den Schritt der Polizei.

„Es ist unheimlich, dass die Hongkonger Behörden die Familienangehörigen von Nathan Law befragt haben“, sagte Mark Sabah von der Committee for Freedom in Hong Kong Foundation.

„Diese Taktik spiegelt wider, wie die chinesische Regierung die Familien von Uiguren, Tibetern und anderen Dissidenten im Ausland ins Visier nimmt. Diese jüngste Eskalation zielt eindeutig darauf ab, Hongkonger im Ausland einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen.“

Hongkongs pro-pekinger Führer John Lee sagte, dass die acht Aktivisten wie „Straßenratten“ behandelt werden sollten, die die Menschen meiden oder über die sie berichten sollten.

Law trennte im August 2020 öffentlich die Beziehungen zu seiner Familie in Hongkong und erhielt vor zwei Jahren in Großbritannien politisches Asyl.

Laut lokalen Medien und Quellen verhaftete die Polizei letzte Woche fünf ehemalige Mitglieder der aufgelösten politischen Gruppe Demosisto, weil sie eine kommerzielle Online-Plattform betrieben hatten, die angeblich zur finanziellen Unterstützung von Law genutzt wurde.

Einer Quelle mit direkter Kenntnis der Angelegenheit zufolge wurde ihnen später eine Kaution gewährt.

Demosisto wurde von Law und anderen Aktivisten gegründet, aber nach der Verabschiedung des nationalen Sicherheitsgesetzes aufgelöst.

Die Sicherheitsgesetzgebung wurde von Regierungen, darunter auch den Vereinigten Staaten, als Unterdrückungsinstrument kritisiert, doch Peking sagt, es habe die Stabilität in Hongkong nach langwierigen prodemokratischen Demonstrationen im Jahr 2019 wiederhergestellt.