Der Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine war nicht kurz vor dem Abschluss, entgegen Behauptungen über einen bereits ausgehandelten Waffenstillstand seit April 2022. Obwohl Gespräche zwischen den Delegationen stattfanden, gab es keine Einigung. Experten wie Nico Lange von der Münchener Sicherheitskonferenz betonen, dass wichtige strittige Punkte keine Annäherung fanden, und ein fertig verhandeltes Abkommen nie existierte.
Erste Verhandlungen begannen bereits im Februar 2022, kurz nach dem russischen Großangriff, jedoch mit Forderungen seitens Russland, die die ukrainische Delegation ablehnte. Die Verhandlungen intensivierten sich Mitte März in Istanbul, wo konkrete Vorstellungen für einen möglichen Waffenstillstand besprochen wurden. Doch einige strittige Punkte, wie die Grenzen mit Blick auf die Ostukraine und die Militärreduktion der Ukraine, trennten die Delegationen noch immer weit voneinander.
Insbesondere die Gräueltaten von Butscha Anfang April, bei denen die russische Armee über 450 Zivilisten tötete, beendeten jede weitere Verhandlungsbereitschaft seitens der Ukraine. Die Situation verschärfte sich, als die russischen Truppen gezwungen waren, sich zurückzuziehen, was für Russland als Entgegenkommen deklariert, aber nicht als solches anerkannt wurde.
Ein weiterer Streitpunkt waren Sicherheitsgarantien für die Ukraine, die Russland und andere Staaten angeblich zugesichert hätten. Allerdings blieben diese Garantien aufgrund von Bedenken über die Umsetzbarkeit und Verbindlichkeit unklar. Die Diskussionen über einen Waffenstillstand werden von Experten als Teil russischer Propaganda angesehen, um die Schuld am Konflikt auf die Ukraine und den Westen zu schieben, obwohl die Verantwortung allein bei Putin liegt.